Steinblüten, Magnifolium lapideum

Magnifolium lapideum gehört zu den höchsten Steinblüten im Schutzraum.

Genau genommen ist es überhaupt keine Blüte, sondern ein Blatt, den großen Blättern der Pestwurz nachempfunden.

Pestwurz, Foto Fritz Geller-Grimm

Jeder der schon beim Wandern entlang eines Flusslaufs in den Bergen oder im Voralpenland war, kennt diese Pflanze deren große Blätter, nicht nur von Kindern, gern als provisorische Hüte und Sonnenschutz verwendet werden.

Meine Frau nannte sie als Kind dann auch Tirolerhütchen, während wir sie bei Exkursionen mit den Pfadfindern im Mangfalltal oder an der Leitzach als Elefantenohren bezeichneten.

Bei diversen Abenteuerspielen konnte man sich auch sehr schön unter dem dichten Blattwerk verstecken.

Woher die Pestwurz ihren Namen hat, konnte ich nicht mit letzter Sicherheit herausfinden.

Im Mittelalter wurde die Pestwurz zur Behandlung der Pest eingesetzt. Darüber wie das genau funktioniert haben soll, gibt es aber unterschiedliche Aussagen.

Am plausibelsten scheint mir, dass die Pestwurz wie schon bei den Griechen und Römern gegen bösartige Geschwüre eingesetzt wurde, die von der Pest verursacht wurden.

Allerdings hatte die Pflanze keine nachweisbare Wirkung, gegen die Pest.

Allerdings weiß man heute, dass viele der in der Volksmedizin propagierten Zubereitungen, zum Beispiel als schleimlösendes Hustenmittel mit erheblichen, gefährlichen Nebenwirkungen verbunden sein können. Als Laie sollte man also besser die Finger von Pestwurz-Tees oder ähnlichem lassen.

Was dagegen ungefährlich sein dürfte ist die Verwendung als Kühlmittel bei Insektenstichen.

 

Eine andere Theorie besagt, dass schlichtweg der botanische Name Petasites dessen Ursprung vom Griechischen Petasos, einem Hut mit breitem Rand, stammt und auf die sehr großen Blätter hinweist, falsch übertragen wurde.

Alpen Pestwurz, Foto Griensteidl

Die großen Blätter dienten aber auch ganz unmedizinischen Zwecken. Beispielsweise wurde darin Butter eingewickelt, um sie in Vor-Kühlschrankzeiten kühl zu halten.

Der englische Name für die Pflanze „Butterbur“ deutet noch heute darauf hin.

Archäologische Funde im ältesten Salzbergwerk der Welt, dem Salzberg bei Hallstatt, haben belegt, dass die Blätter einer Pestwurz-Art in der Bronzezeit auch als Toilettenpapier verwendet wurden.

Heute noch gibt es in Bayern die volkstümliche Bezeichnung Arschwurz für die Pflanze.

Die Magnifolium lapideum kann für letzteren Zweck wohl eher nicht verwendet werden.

Auch für medizinische Zwecke dürfte sie nicht wirklich geeignet sein, wenn man von der entspannenden Wirkung bei meditativer Betrachtung dieser Stein“blüte“ einmal absieht.

Eher schon dürfte sie zuverlässig bei heißem Wetter durch Berührung Kühlung spenden.

 

Magnifolium lapideum und die anderen Steinblüten können noch bis zum dritten Juli im Schutzraum im Kunstgewölbe der Sparkasse Kaufbeuren betrachtet werden.

 


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